Donghe 92 Inhalt Übersicht

Die Expedition

Jean-Pierre BARBARY, Bernard COLLIGNON, Simon POMEL

Résumé - Abstract - Zusammenfassung - Im Verlauf der drei Forschungsreisen Guizhou 86, Gebihe 89 und Donghe 92 wurden in 12 Bezirken der Provinzen Guizhou, Sichuan, Hubei und Hunan in mehr als 150 Höhlen über 161 Kilometer von Höhlengängen kartiert. Dieser Erfolg war das Ergebnis von gelungenem Kulturaustausch zwischen Chinesischen und Europäischen Wissenschaftlern und Höhlerforschern, der auf gegenseitigem Verständnis und guter Freundschaft basierte.
In jeder der besuchten Gegenden wurden bemerkenswerte Höhlensysteme gefunden. In Guizhou zum Beispiel, im Bezirk von Ziyun, der unterirdische Höhlenfluß Gebihe mit seinen mehr als 150 m hohen Gängen, mit seinen Riesenschächten von 210 und 370 m Tiefe, und dem 700 m langen, 215 m breiten und mehr als 70 m hohen "Salle des Miaos", dem zweitgrößten Hohlraum der Erde. Im Bezirk Zhijin, wo die Synklinale von Santang ein Gebiet von 150 km2 umfaßt, wurden 14 Höhlen kartiert, darunter die 7,2 km lange Santangdongqun. Außerdem wurde der halbunterirdische Verlauf des Flusses Yijiehe erkundet, bei dem Naturbrücken, Einbruchsdolinen und Schluchten im Zusammenhang mit der Höhle Daxiaocaokou (2.929 m/?235 m) stehen. In der Provinz Hubei wurden in der Anticlinale von Changleping 40 Gangkilometer in verschiedenen Höhlen kartiert, z.B. in der Flußhöhle Donghe (4.828 m/?270 m), im Höhlensystem Longdong-Yanzidong (5.692 m/+147 m), im Schluckloch Dadong (10.932 m/±314 m) und in den alpinen Höhlen Dongxitiankeng (5.807 m/?382 m) und Tiankengcao (?230 m). Im Bezirk Wuxi der Provinz Sichuan wurden in einem alpinen, von der Daninghe-Schlucht durchzogenen Gebiet mit gefalteter Geostruktur und einem Tiefenpotential von 1600 Höhenmetern Höhlen bis zu 150 m Tiefe erkundet.
Im Großen und Ganzen fanden die Expeditionen in warmer Atmosphäre statt, auch wenn die Hotelzimmer gelegentlich eher glaziale Klimata aufwiesen. An fünf von sechs Tagen lebte man mit den Uhrzeigern um die Wette um den Terminplänen der Fahrer und Köche gerecht zu werden, denn die chinesische Küche Gastronomie ist schließlich vielfältig, raffiniert und ausgeglichen. Weil das Land dicht besiedelt ist, ist praktisch alles Wasser verunreinigt und muß, wie es in ganz China geschieht, unbedingt abgekocht werden bevor es genossen werden kann. Die medizinische Versorgung ist bescheiden aber das Netz der Krankenhäuser ist dicht geknüpft. Die Erkrankungen der Expeditionsteilnehmer beschränkten sich im Wesentlichen auf Schnupfen, Husten, Heiserkeit, usw.
Die höhlenkundliche Forschung in China hat seit 1985 durch westliche Forschergruppen einen Aufschwung erhalten, bei dem dutzende von Gangkilometern erkundet und kartiert wurden, wobei vor allem der Wissenstand von langen und tiefen Höhlen wuchs. Dabei dürfen jedoch keinesfalls die Leistungen der chinesischen Speläologen übersehen werden, die bereits vor 400 Jahren mit dem unermüdlichen Geographen und Höhlenforscher Xu Xiake ihren Anfang fanden.
 Zu Guter Letzt soll an dieser Stelle eine Liste der längsten und tiefsten Höhlen Chinas veröffentlicht werden, wobei auch die großen Schächte und unterirdischen Hohlräume aufgelistet werden. Manche Daten bedürfen allerdings der Bestätigung. Obwohl erst ein kleiner Teil des chinesischen Höhlenpotential erfaßt worden ist, gibt es nach dem gegenwärtigen Stand des Wissens Ende 1994 immerhin 68 Höhlen mit mehr als 2 km Länge.


Karstologia Mémoires N° 6 Année 1995 DONGHE 92 - ISBN : 2-7417-0162-8